Die Westküste hat zu Unrecht den Ruf, ein Starkwindrevier zu sein. Zumindest im Sommer ist eher das Gegenteil der Fall. Wenn im westlichen Mittelmeer Flautezeit ist, dann ist an der korsischen Westküste auf jeden Fall auch Flaute. Nur die thermischen Winde sorgen dann noch für Bewegung. Gute Segelwinde trifft man eher in der Strasse von Bonifacio
sowie im Norden der Insel an. Also jenseits von Calvi bzw. Cap Sénétosa.
Aber auch wenn Mistral- oder Libeccio-Zeit ist, bleibt der Wind an der Westküste in aller Regel relativ schwach - viel schwächer jedenfalls als ihre Lage auf den ersten Blick vermuten läßt. Das gilt vor allem für den Abschnitt zwischen Scandola und Sénétosa. Umso mehr ist dieser Küstenabschnitt jedoch der durch den Mistral verursachten Dünung ausgesetzt, die den Aufenthalt gründlich beeinträchtigen kann.
Das Hauptproblem an der Westküste ist daher: Es gibt nur recht wenige brauchbare Ankerbuchten, wo man gegen die in regelmäßigen Abständen auftretende kräftige Dünung ausreichend geschützt
ist. Und diese Schlupfwinkel füllen sich - ebenso wie die wenigen Häfen - in der Hochsaison recht schnell, wenn der Wetterbericht sich verschlechtert.
Allerdings ist die Zahl der Schiffe an der Westküste generell viel niedriger als etwa im Süden oder gar im Südosten der Insel. Erst wenn das Météo die Herausbildung eines dauerhaften
Hochdruckgebietes mit andauerndem ´Grand Beau Temps´ (´Großes schönes Wetter´) erwarten lässt, steigt die Zahl der Schiffe innerhalb weniger Tage deutlich an und all die vielen Schönwetter-Ankerbuchten, an denen diese Küste so
reich ist, beginnen sich zu füllen. Dann kommen sozusagen über Nacht viele französische Schiffe vom Festland herüber, die dort geduldig auf diese Wetterlage gewartet haben und sich dann auf den Weg nach Korsika machen.
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