Rechts herum oder links herum ?

Rechts herum oder links herum - wie ist es richtig? Das ist eine alte Frage für den Törn rund Korsika. Um es gleich zu sagen: bei ruhigem Sommerwetter ist es unerheblich, wie herum der Törn angelegt wird. Da mag man sich nach den augenblicklichen Umständen und Vorlieben entscheiden, je nach Ausgangshafen. Lieber zuerst den langweiligen Abschnitt die Ostküste hinauf  (oder hinunter), oder lieber möglichst schnell zu den nächst gelegenen Highlights?

Wenn jedoch die Wetterlage problematisch ist - bzw. zu werden droht - gilt es einiges zu bedenken:

Bei dem Versuch, Korsika zu umsegeln, gibt es 2 Schlüsselstellen, WENN MAN IN EINE STARKWINDPHASE HINEINGERÄT:
     1.  Das Cap Corse + Balagne bis etwa Calvi
     2.  Die Straße von Bonifacio.

Durch (mindestens) EINE dieser Schlüsselstellen muß man bei einer solchen Umrundung GEGEN Wind und Welle  hindurch und (nur) darin liegt das Problem.

Beide Schlüsselstellen sind berüchtigt wegen häufiger Starkwind- und Sturmphasen aus West bzw. Südwest oder Nordwest, welche beide Extremitäten der Insel   JEWEILS ETWA GLEICHZEITIG   erfassen. Wobei der Wind meist nicht einmal das Hauptproblem ist, sondern die agressive und steile Welle, die sich innerhalb weniger Stunden aufbaut und jedem Sportschiff schnell zum Verhängnis werden kann - ganz besonders außerhalb des Sommers. "Das Seegebiet westlich Korsika / Sardinien gehört zu den gefährlichsten Seegebieten der Welt." Originalton Bobby Schenk.

Der zwischen den Extremitäten gelegene Teil der Westküste, südlich von Calvi, vor allem zwischen Scandola und Cap Senetosa, ist hingegen viel weniger gefährdet, oft sogar bei starkem Mistral relativ schwachwindig, selbst wenn es an den Extremitäten der Insel stürmt. Hier herrscht dann allerdings oft eine hohe Dünung.

Der weit verbreitete Tip, es rund Korsika lieber gegen den Uhrzeigersinn zu versuchen, rührt ganz einfach daher, daß die (meist gleichzeitigen) Starkwind- und Sturmperioden  AM CAP CORSE  zwar oft durchaus nicht schwächer sind, ABER meist deutlich früher beendet sind als   IN DER STRASSE VON BONIFACIO. Meist weht es an der südlichen Extremität der Insel mehrere Tage länger in Sturmstärke als an der nördlichen. Man liegt dann in irgendeiner Bucht oder Hafen im Süden festgenagelt und hört in den Wetterberichten, daß am Cap Corse bereits wieder handhabbare Verhältnisse herrschen, während es im Süden immer noch mit Sturmstärke bläst und ein Weiterkommen nach Westen unmöglich ist.

Es läuft also darauf hinaus, daß   IM FALLE EINER STARKWINDPHASE DIE WARTEZEITEN KÜRZER sein dürften, wenn man gegen abflauende Wind und Wellen nach Westen ums Cap Corse herum muß, als wenn man gegen Wind und Wellen nach Westen durch die Straße von Bonifacio muß.

Wir haben im Juli schon mal annähernd eine Woche in Rondinara festgelegen und kamen wegen des nicht nachlassenden Sturms einfach nicht herum um die Südostecke Korsikas in die Strasse von Bonifacio hinein, während am Cap Corse schon seit Tagen wieder ruhige Verhältnisse herrschten.

An der OST-küste ist übrigens der Nordwind nicht zu unterschätzen, der (beinahe) immer beim Abzug eines Genuatiefs - also als Abschluss einer Mistral-Phase - auftritt, manchmal nur für Stunden, oft aber auch länger, und der auch im Sommer ausgesprochen unangenehm werden kann. Die Ankündigung in den Wetterberichten wird häufig unterschätzt. Ein Zurück von Südkorsika nach Norden - etwa auch nach Elba - wird dann zu einer ganz ungemütlichen Angelegenheit. Will man von Nord nach Süd, bläst er einen bis zur Costa Smeralda hinunter. Südlich von Porto Cervo bläst er sich dann meist aus.

Einschränkung

Steht im Sommer eine längere Flauteperiode oder eine Phase mit einem ausdauernden ´Libeccio´ (Starkwind aus SW) ins Haus, kann es angeraten sein, den Törn rund Korsika andersherum  –  also im Uhrzeigersinn - anzulegen, wenn man nicht überwiegend Wind und Welle von vorne haben möchte.

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