Wind und Dünung aus Südosten

Wind und Wetter aus Ost bzw. SüdOst kündigen sich stets durch zunehmende Dünung an, die bereits viele Stunden vor dem Wind die Ostküste Korsikas erreicht. Zuerst bekommt die Wasserlinie an den Caps draußen einen schnell größer werdenden weißen Saum aus Gischt, dann bald die gesamte Küste. Die Schiffe, die zum Beispiel in Rondinara oder auf einem der anderen gemeinhin  schaukelfreien Ankerplätze an der Südostküste Korsikas vor Anker liegen, kommen zunehmend in Bewegung. “Da muss draußen irgendwo eine dicke Fähre oder ein Frachter vorbei gefahren sein.” – das ist die klassische erste Reaktion, wenn das Schiff zu schaukeln beginnt. Ein Blick hinaus zu den Caps belehrt einen dann bald eines besseren. Von Süden her ziehen dunkle Wolken auf und bald treffen Wind, Regen und womöglich Gewitter ein.

Anders als beim Mistral handelt es sich bei dieser Wetterlage um die Auswirkungen eines ganz ordinären Tiefs, das von Spanien oder Nordafrika her in Richtung Korsika / Italien zieht. Daher zeigt auch das Barometer zuverlässig den für solche Lagen klassischen  Verlauf.

Im Winter – vor allem im Februar / März - kann diese Wetterlage schwere Stürme mit sich bringen, die dem Mistral in nichts nachstehen und an der Côte d´Azur – ganz anders als der Mistral - regelmäßig schwere Schäden anrichten. Im Sommer hingegen tritt die Ostlage eher selten auf, dauert selten länger als 24 bis 48 Stunden und bleibt eigentlich immer relativ harmlos – wenn auch unangenehm wegen des ´schlechten Wetters´.

Kenner nutzen diese Wetterlage gerne für eine Art Pendelverkehr in der Strasse von Bonifacio. Man läßt sich vom Ostwind so weit er trägt in Richtung korsiche Westküste wehen und treibt sich dort herum, bis der nächste Mistral angesagt wird. Dann kann man den ganzen schönen langen Schlag wieder zurück machen – womöglich bis weit hinter Sardinien hinunter. Und was gibt es schöneres als sich an einem strahlenden Sommertag von einem Mistral der Stärke 7 oder 8 von der korsischen Westküste bis hinüber nach Maddalena oder Porto Cervo blasen zu lassen.

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