Der Sturm vom 24. Juli 1973 in Nordkorsika

 

(Im folgenden die der einschlägigen Fachliteratur entnommene Schilderung eines besonders heftigen Ereignisses in dem angesprochenen Raum aus dem Juli 1973, hier zitiert nicht um Angst zu machen, sondern um einen Einblick in die konkreten Abläufe zu geben, die im Normalfall zwar oft in ähnlicher Weise aber doch mit wesentlich niedrigeren Windstärken ablaufen.)

Ein Skipper in Macinaggio (Ostseite des Cap Corse) hat die folgenden Abläufe beobachtet:

"Sonntag, 22.7.73
Um 16.oo Uhr läßt der Wind - bis dahin SSE Stärke 4 - nach. Windstille bis 17.oo Uhr. Um 17.oo Uhr erhebt sich ein Wind aus WNW in heftigen Böen der Stärke 6-7. Um 19.oo Uhr erreicht der Wind Stärke 7. In der Nacht erreicht er 35 Knoten.

Montag, 23.
Um 8.oo Uhr 35 kn, dann 40 kn  Wind. Leichte Besserung gegen Mittag im Gefolge eine Luftdruckanstiegs um 2 mb. Am Abend fällt das Barometer und der Wind frischt aufs Neue auf und pendelt sich bei 40 - 45 kn ein. Der Wetterbericht am Morgen sprach von ´Thermischen Winden´! Aber am Abend gibt es eine Sturmwarnung Stärke 8 von der Provence Richtung Korsika.

Dienstag, 24.
Der Wind hat noch weiter aufgefrischt. Am Morgen ist das Meer völlig weiß und von einer etwa 2 m hohen Schicht Gischt bedeckt. Um 8.3o Uhr rundet eine ´Centurion´ von Westen kommend das Cap Corse. Sie hat nur die Fock gesetzt und schafft es nicht, gegen den Wind in den Hafen zu kommen. Die Fock platzt. Sie schießen rot. Ein Motorboot kommt zu Hilfe und schleppt sie in den Hafen. Mehrere große Frachter haben auf Reede Schutz gesucht. Eine große Ketsch (18-20 m) schafft es auch unter Motor nicht, in den Hafen einzulaufen: der Wind drückt sie gegen die Mole. Auf Befragen erzählt die Besatzung der ´Centurion´, dass sie am Vortage um 14.oo Uhr bei gutem Wetter aus Nizza ausgelaufen sind und dass sie gegen Ende des Nachmittags auf starken Wind gestoßen sind. Sie hatten 40 kn Wind und mehr und ´mer forte´ die ganze Nacht. Vor Macinaggio um 11.oo Uhr erreichte der Wind 55 kn. Seit dem Anfang des Sturms ist das Barometer um 10 mb gefallen . . . "

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Zum Hintergrund des Geschehens:

Sonntag, 22.7.73
Über Norditalien beginnt sich ein Tief zu bilden und zu vertiefen. Zwischen 12.oo und 15.oo Uhr fällt der Luftdruck in Florenz um 3,3 mb . Um 15 Uhr beginnt sich ein Druckunterschied zwischen Ajaccio und dem Cap Corse  herauzubilden (1,2 mb) . Bei dem an der korsischen Ostküste beobachteten Wind aus SE oder SSE handelt es sich um den (thermischen) Seewind. Die Front dieses Seewindes wird durch den aufkommenden Wind aus W aufs Meer hinaus zurückgedrängt, was zu einer Windstille von einer Stunde führt.

Montag, 23.
Schwacher Wind in Bastia, Ajaccio, Solenzara. Aber zwischen Ajaccio und  Bastia beträgt der Luftdruckunterschied  zuerst 3,1 mb , später um 15.oo Uhr 4,8 mb .

Dienstag, 24.
Um 6 Uhr ist der Luftdruck am Cap Corse um 6,7 mb niedriger als in Ajaccio. Das Tief in Oberitalien / Golf von Genua hat sich auf 1005 mb vertieft. Der Druckgradient zwischen den Isobaren 1005 und 1010 mb bedeutet Sturm der Stärke 10, womöglich 11 in Küstenferne. Über dem Golfe de Lion herrschen zur gleichen Zeit mäßige Windstärken. Der Luftdruckunterschied zwischen Perpignan und Toulon beträgt nur 2 mb .

Quelle: René Mayencon, Météorologie Marine, Rennes 1992, S. 272 ff

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