Thema Mistral - dem Skipper ans Herz gelegt: (auf der Basis von unter französischen Seglern und in der französichen Fachliteratuir
verbreiteten Positionen)
[Optische Vorzeichen] [Barometer] [Wetterberichte] [Vorsicht] [Erwischt] [Nächtliche Beruhigung] [Schönheit]
Optische Vorzeichen des Mistral
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Zwar gibt es bestimmte optische Vorzeichen wie etwa Wolkenformen, Zustand der Atmosphäre etc., die einen Mistral ankündigen und begleiten können, aber es gibt KEIN wirklich
verläßliches Vorzeichen des Mistral außer dem (französischen) Wetterbericht. Vor allem bedeutet das Fehlen bestimmter Anzeichen KEINERLEI Garantie, dass kein Mistral bevorsteht.
Mistral und Barometer / Barograph [topp]
Barometer / Barograph haben – vor allem im Sommer – im Mittelmeer nur einen begrenzten Prognosewert. Zwar ist auch hier mit Starkwind zu rechnen, wenn der Luftdruck schnell abfällt oder
ansteigt, aber der Umkehrschluss gilt hier nicht. Ein stabiler Luftdruck bietet - anders als etwa am Atlantik und seinen Nebenmeeren - keinerlei Gewähr für gemäßigte Windverhältnisse. Der Mistral kündigt sich NICHT durch fallenden
Luftdruck an. Oft steigt – zumindest westlich von Toulon - der Luftdruck mit dem sich nähernden Mistral sogar noch leicht an.
Beginnt der Mistral dann zu wehen, kann der Wind - bei weiterhin strahlendem Sonnenschein und kristallklarer Atmosphäre - innerhalb von Minuten brutal auf 7 - 8 Beaufort, in Böen 9 - 10, ansteigen.
Entsprechend entfesselt ist schon nach kurzer Zeit die See aus kurzen steilen Wellen, die das Vorankommen gegenan praktisch auf Null reduzieren. [topp]
Der Mistral in den Wetterberichten
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Für eine sicherheitsbewusste Routenplanung in diesem Revier ist kontinuierliches und aufmerksames Verfolgen der Wetterberichte ausschlaggebend. Die Ausbildung des Genuatiefs und das damit verbundene Auftreten des ´Mistral´ werden in aller Regel zuverlässig schon Tage im voraus angekündigt, jedenfalls im französischen Wetterbericht. Der Begriff ´Mistral´ wird dabei allerdings NICHT benutzt - ebenso wenig wie auch all die anderen eher volkstümlichen Benennungen von regionalen Winden (´Libeccio´ z.B.) .
Leider ist nur der französiche Wetterbericht in der Lage, Beginn und Ende einer Mistral-Periode einigermaßen zuverlässig zu prognostizieren, nicht selten auf ein paar Stunden genau. Es muss nachdrücklich
davon abgeraten werden, sich in dieser Frage aller Fragen des Reviers auf andere als den französischen Wetterbericht zu verlassen. Mit einer Ausnahme: die 5-Tage-Prognose des Deutschen Wetterdienstes (über RTTY) bietet
für die langfristige Routenplanung ebenfalls eine erfreulich zuverlässige Grundlage - auch hinsichtlich des Mistral. [topp]
Vorsicht bei Mistral
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Mistral-Zeit aber ist für uns Freizeitsegler rund Korsika gleichzusetzen mit Hafenliegen oder Ankerliegen, außer - wie oben dargestellt - an ganz bestimmten Küstenabschnitten. Sind erst einmal 8 Beaufort
offiziell angekündigt, sollte auch der erfahrene Skipper mit einem guten Schiff nicht mehr ausfahren. Zwar kann es durchaus sportlich sein, Böen und auch längere Phasen von 8 Beaufort abzureiten. Sind aber bereits 8 Beaufort im
Wetterbericht angesagt, dann können es am Spätnachmittag lokal leicht 9 Beaufort oder mehr werden. Und daran ist dann nichts mehr sportlich. Schließlich entspricht eine Stufe mehr auf der Beaufort-Skala in etwa einer Verdoppelung des
Winddrucks auf der Segelfläche. Zwischen 8 und ausgewachsenen 9 Beaufort liegen Welten. Da hat längst der Kampf ums Überleben begonnen. [topp]
Von einem Mistral im Golfe de Lion erwischt - was tun ?
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- versuchen, trotz allem den beabsichtigten Kurs zu fahren? - oder schnellstens kehrt und gegenan zurück an die Côte d´Azur? - oder vor dem Wind ablaufen? - oder beidrehen?
oder was ?
Der Mistral entwickelt eine solche Gewalt und vor allem eine solch steile und ständig brechende Welle, dass die französischen Segler auch grösseren Schiffen von all diesen Strategien abraten. Ihre
Empfehlung: am besten noch bevor es richtig losgegangen ist versuchen, seitlich auszubrechen. Also zum Beispiel auf Steuerbordbug abrauschen nach NordOst in Richtung Riviera, wenn man sich gerade auf einer Überfahrt von der Côte
d´Azur nach Korsika befand. Keinesfalls versuchen, vor dem Sturm in Richtung Korsika abzulaufen und Calvi oder Ajaccio anzusteuern. Oder auf Backbordbug ab nach Südwest in Richtung spanische Küste, wenn man auf dem Weg zu den Balearen
war. [topp]
Die Zone der extremen Windstärken ist bei Mistral nämlich recht eng begrenzt. Sie greift in langgestreckter Zungenform etwa von Nordwest nach Südost (ganz grob die Linie Marseille - Nordsardinien oder auch
Balearen) in den Golf de Lion hinaus und ist oft nur wenige -zig Meilen breit aber mehrere hundert Meilen lang (siehe auch die Kartenskizzen weiter oben, vor allem auch die GIF-Animation). Wer also mit und vor dem Mistral nach Süden
/ Südosten abzulaufen versucht, läuft Gefahr, in dieser Extremzone zu verbleiben oder in sie hinein zu geraten und in eine sehr problematische Lage zu kommen. Denn je länger der Mistral weht und je weiter der Fetch (also die Entfernung von
der französischen Küste) ist, umso unangenehmer und aggressiver wird die Welle und ist schon oft genug auch grossen Schiffen mit erfahreren Crews zum Verhängnis geworden - vor allem ausserhalb der Sommersaison.
Einige Meilen links oder rechts von dieser Sturm´zunge´ hingegen sind die Verhältnisse zwar noch schwierig genug, aber immerhin handhabbar.
Nach allem was man hört, erübrigen sich Diskussionen über beidrehen oder gar gegenan (´Moitessier-Kurs´) bei Mistral. Diese Sturmstrategien werden durch die spezifische Form der Welle bei Mistral ganz
einfach unmöglich gemacht. [topp]
Nächtliche Beruhigung des Mistral - ein weit verbreiteter und manchmal folgenschwerer Irrtum.
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Nachts beruhigen sich in aller Regel Wind und Welle erheblich. Das ist eine Grunderfahrung des Küsten-Skippers im westlichen Mittelmeer, die zu allen Jahreszeiten und bei nahezu allen Wetterlagen gilt. Und
wenn schon das Fahrtziel in der ´falschen´ Richtung liegt und wir womöglich motoren müssen, dann lieber nachts. Das hat eine ganze Reihe von Vorteilen - so die durchaus korrekte Schlussfolgerung.
Diese in Küstennähe gewonnene Erfahrung und die darauf beruhende Entscheidung zugunsten von Nachtfahrten kann bei Mistral üble Folgen haben. Die scheinbare nächtliche Beruhigung des Mistral betrifft
nämlich nur das Land sowie einen mehr oder weniger schmalen Streifen an der Küste. Draussen - das heisst nur wenige Meilen vom abends angenehm ruhig gewordenen Liegeplatz im Hafen oder in der Bucht entfernt -
bläst der Mistral mit uneingeschränkter Kraft weiter, auch bei Nacht.
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Wenn man zum Beispiel bei dieser Wetterlage abends irgendwo von der südfranzösischen Küste aus aufbricht, ein Stückchen zu weit hinaus gerät und der Starkwind einen erst einmal erfasst hat, ist schnell ein
´point of no return´ passiert und ein Rückzug nur noch unter großen Schwierigkeiten möglich.
Den revierfremden Gästen an Bord ist das alles nicht bekannt und es gehört zu den unangenehmen
Aufgaben eines verantwortungsvollen Skippers, in einer solchen Situation allen, die drängeln und mehr oder weniger offen an seiner Kompetenz und seinem Mut zu zweifeln beginnen, entschlossen zu
widerstehen und den ´ruhigen´ Liegeplatz nicht zu verlassen, bis die Sturmwarnung aufgehoben ist.
Und den in der einschlägigen Literatur verbreiteten besonderen seglerischen Leckerbissen einer schnellen Rauschefahrt ´auf dem Schwanz´ des ausklingenden Mistral hinüber nach Korsika
sollte man lieber den gewieften einheimischen Seglern mit ihrem in Jahrzehnten erworbenen 6. Sinn für diese Wetterlage überlassen. [topp]
Schönheit des Mistral
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Geht der Mistral zu Ende, trifft man draußen vor der Westküste noch lange auf die auslaufende hohe Dünung. Sie wird länger,
rhythmischer, ausgeglichener und sanfter mit wachsender Entfernung von der Küste und zunehmender Wassertiefe - und bietet einen prächtigen, majestätischen Anblick und ein unvergessliches Segelerlebnis.
_______________________________________________________________________ Siehe auch die folgende Seite dieser WebSite: Korsika - ein Starkwindrevier?
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